Geschichte von Chalqul wam

Kapitel 7

© by Chalqul wam

 

Die beiden Krieger machten nicht viel Vorrede. So war es üblich. Ich hatte nicht gewusst, worum es offiziell in dem Kampf ging – wohl aber war ich mir sicher, dass BaHreK wohl einen Grund gesucht hatte, Martuk von mir fernzuhalten. Ganz gleich, was er wohl anführen würd, dies zu widerlegen – ich kannte ihn gut genug – ich verstand ihn sogar. Es hatte mir nicht gefallen, dass ich gegen Martuk verloren hatte. Mein kleines einzelnes Menschenherz war ziemlich in Unordnung, aber ich gehorchte der Tradition des Volkes, bei dem ich nun lebte. So war das eben. Nun war es an mir, BaHreK zu ehren, indem ich NICHT fernblieb, sondern dem Kampf beiwohnte und zusah. Das Duell war heftig, die beiden schenkten sich gar nichts und ich musst mich zwingen, nicht einzugreifen. BaHreK verlor – er war schwerstens verletzt, wollt aber von einem Heiler nichts wissen. Das hatte ich gewusst – so war er eben – schon immer gewesen. Sein Abschied mir gegenüber war kurz. 'Er passt zu Dir!’ hatte er nur gesagt und sich dann fortbeamen lassen. Dies sollt’ das letzte mal sein, dass ich ihn lebend sehn würd. Was in diesem Augenblick in mir vorging ist schlicht und einfach nicht zu beschreiben – ich weiss es wohl selbst nicht genau! Ja, ich hatte damit gerechnet, es fast gewusst, aber meinen langjährigen loD'nal dann wirklich gehen zu sehn, ist wohl etwas andres, als es zu erwarten.

Was so alles kurz nach seinem Fortgang passierte, weiss ich garnicht genau. Ich weiss nur, dass sich meine Verletzung am Bein entzündete, dass sie nicht heilen wollte und mir große Probleme verursachte. Ich gebe zu, dass es mir egal war – mir war ziemlich alles egal. Trotz meinem Wissen um die Bräuche meines adoptierten Volkes – trotz aller Vorbereitung – das Herz lässt sich so wohl nicht erziehen. Ich trauerte um BaHreK, was meiner Heilung wohl nicht gerade förderlich war. Die Klingonen haben ein sehr gespaltenes Verhältnis zu der Medizin. Ein Krieger ist nicht schwach! Medizinische Versorgung ist eigentlich grundsätzlich erlaubt, wie ich das versteh, aber viele Krieger und die Häuser haben zu diesem Thema anscheinend verschiedene Meinungen. Ich weiß gar nicht, ob Martuk die Heilerin gerufen hatte – ich weiß überhaupt nicht mehr viel, was diese Heilung betrifft. Oft war ich im Fieber oder dämmerte vor mich hin. Und wenn ich denn einmal wach war, fühlte ich mich auch nicht zum Feiern! Ich erinnere mich, dass es mir zwischendurch einmal um einiges besser ging – ich wollt aufstehn, was mir die Heilerin aber eigentlich verboten hatte. Ich fühlte mich jedoch gut und sah gar nicht so recht ein, warum ich weiterhin das Bett hüten sollte! Martuk hatte keine Ahnung wie schlecht es mir eigentlich noch ging und ich wollt es wahrscheinlich nicht wissen – ich bin mir wie üblich nicht so ganz sicher.

Es kam der Tag, an dem mich Lo Wan besuchte. Das Haus Marto stand noch immer freundschaftlich zu mir und so wollt ich das eigentlich gern beibehalten. Ich sah auch gar keinen Grund, warum dies nicht so bleiben sollte. Lo Wan allerdings sah das ganz anders. Er machte mir heftige Vorwürfe wegen BaHreK und hielt mir vor, ich hätt ihn verraten, indem ich nun Martuk heiraten würd. Ich weiß nicht, was er erwartete von mir. ER tobte in dem Quartier herum und beschimpfte mich aufs Ärgste. Ich hätt das damals niemandem gegenüber zugegeben, aber insgeheim gab ihm ein Teil von mir recht. Mein Zustand verschlimmerte sich daraufhin wieder, ich bekam hohes Fieber und war nicht mehr ansprechbar. Es kam wiedereinmal alles zusammen! Wie üblich.

Der Zeitraum, im dem mich Lukara für das Haus prüfen wollte, war schon angebrochen – Für Luka war er wahrscheinlich schon LANGE vorbei – es ist wohl bekannt, wie viel Geduld sie hat – nämlich fast gar keine! Und so wars dann natürlich auch. Als ich in den Saal wackelte, wartete sie schon auf mich und sie sah aus, als warte sie schon seit Stunden. Sie sah mich forschend an und fragte nach meinem Bein und ob ich schon genesen wär. Ich erinner mich, wie ich mich straffte. Nein, ich war noch nicht gesund, aber es ging mir besser. Ich hielt's für besser, ihr den ersten Teil nicht zu verraten. Ja – sie war Klingonin, Führerin eines Hauses, aber sie würd mich vielleicht auch in meinen Raum zurück schicken, die Prüfung absagen, wenn ich ihr verraten würd, dass ich noch nicht auf dem Damm war. Also liess ich es eben. Wie immer schaute sie mich etwas misstrauisch an, nickte dann aber und ich stellte mich in Habacht Stellung auf. Sie stellte mir eine Menge Fragen, von denen ich wohl alle beantworten konnt, auch wenn es ihr manchmal nicht schnell genug ging. Schließlich hörte sie auf mit der Fragerei und versicherte mir, dass die Prüfung beendet sei. Ich erinner mich, dass ich sie fragend ansah, sicher so was wie „Und?“ gesagt hab. Sie lächelte fast schon, und erklärte mir, die Prüfung sei eigentlich gar nicht nötig gewesen.

Nun können wir uns wieder richtig schön streiten“, freute sie sich. „Ja,“ kam die Antwort von mir und es bleibt sogar in der Familie!“ Sie lachte herzhaft. Wir unterhielten uns lange – über Gott und die Welt und ich bin mir sicher, sie genoss es ebenso wie ich. Wir waren noch immer Freundinnen – obgleich so viel geschehn war. Natürlich – warum auch nicht.....! Mit der Hochzeit würde ich in das Haus Lukara eingegliedert. Ich glaube, Luka freute sich – ich tat es jedenfalls.  Ich hatte mit Martuk nicht oft sprechen können, er war viel unterwegs und war er dies nicht, hatte er viele Pflichten für das Haus zu erfüllen. Die Bindungssache wollt mir immer noch nicht gefallen, aber ich würd den Bräuchen folgen. Eine kleine Überraschung würd ich allerdings für Luka und ihre Verwandten und Freunde bereithalten. Ich nähte an einem Rock, wie ihn mein Volk kannte – ein schönes Prunkgewandt aus weißem Elchleder. Den würd ich zur Bindungsfeier tragen und Luka damit ärgern. Ich wusst, es würd sie ärgern und bei dem Gedanken machte mir die Arbeit daran gleich doppelt soviel Spass. Martuk wusste davon und er hatte sehr breit gegrinst, als ich es ihm gesagt hatte.

Nun war es endlich soweit – nach monatelanger Warterei sollte die Heirat stattfinden. Chal war aufgeregt und schalt’ sich selbst dafür. Sie liess sich trotz ihrer Aufregung Zeit, die Gewänder anzulegen, ihre Haare zu machen. Lächelnd sah sie auf den weissen Lederrock Luka würde sauer sein – ganz sicher! Sollte sie – fast hatte Chal die Gewandung nur für diesen Blick von Luka gemacht – fast! Es würde sich sicher lohnen – ohja.. Sie zog den Rock an und strich mit den Händen über die Fransen. Lange hatte es gedauert, das Leder zu bearbeiten. Sie hatte es gemacht, wie ihr Volk es schon immer gemacht hatte. Viel Zeit zum Nachdenken, zum still sein. Wie sie auch die Gewandung für BaHreK gemacht hatte – Ihr letzter loD'nal war tot – er war der einzige Angehörige, von dem sie sich hatte verabschieden können wie es Brauch war. Die Klingonen kannten so etwas nicht – sie verstanden es auch nicht.

Chal hatte darauf bestanden, BaHrek’s Schiff zu suchen. Sie hatte ihren Rang benutzt dafür und keiner der Krieger hatte dies verstanden. Auf der Reise hatte sie ihm eine Gewandung gemacht aus feinstem Leder, bestickt mit tausenden kleiner Perlen. Sie hatte ihm Taschen gemacht, Decken zurechtgelegt. Es war die Art ihrer Leute. Das konnte und wollte sie nicht ablegen. Es hatte ihr geholfen, diese Dinge für ihren verstorbenen Gemahl zu machen. Es hatte ihr geholfen, ihm die Gewandung anzulegen und seine liebe leere Hülle festlich zu betten und mit dem Disruptor aufzulösen. Und auch jetzt hatte es ihr geholfen, die Gewandung zu fertigen. Und auch hier würden es die Krieger nicht verstehen, aber das war egal. Und nicht nur half es ihr – sie freute sich unbändig auf Lukas strenges verärgertes Gesicht. Sie liebte es, ihre Freundin mit Dingen ihres Volkes – mit den feinen Unterschieden zwischen Mensch – zwischen Ahtnah und Klingonen zu ärgern. Dennoch war Luka vielleicht die einzige, die versuchte, die Bräuche von Chals Volk zu verstehen, Fragen zu stellen, sich Chal und ihrer Art zu nähern. Auch wenn sie ständig schimpfte. Die AhtnaH sah viel mehr hinter der rauhen Art der Sa. Wieder musste sie grinsen. Auch das passte Luka sicher nicht. Es war schon eine etwas seltsame Freundschaft zwischen den beiden Frauen gewachsen.

Baldwar Chal fertig. Es wurd auch Zeit sich aufzumachen. Also ging sie aus dem Zimmer – alles war bereit, ausser sie selbst vielleicht.... Auf dem Weg zu dem grossen Saal des Hauses Lukara liess sich Chal Zeit. Eigentlich gab es nichts mehr zu überlegen. Die Hochzeit würde stattfinden wie geplant, alles war geregelt. Sie seufzte leis' und holte tief Luft. Erst vor einigen Tagen hatte D'Kor sie kontaktiert. Nein, das stimmte nicht – sie hatte IHN angesprochen. D'Kor – Lukas Bruder hatte mit ihr damals gekämpft – auch er um die Bindung. Er hatte nachdenklich ausgesehn und Chal hatte nachgefragt und zu ihrer gelinden Überraschung von ihm erfahren, wie sehr er mit sich selbst stritt, da sein Blut noch immer für Chal schrie. Sie hatte ihn gutgelaunt begrüsst, wollte über die Hochzeit einen Scherz machen – sagte sie hätte gedacht, er würde Martuk sogleich fordern. Sie hatte dabei gelächelt, aber D'Kor schwieg und sah sehr ernst aus. Er eröffnete ihr, wie sehr sein Blut noch immer für sie schrie und traf damit Chal mitten ins Herz.

'Aber Dkor’, hatte sie gesagt. 'Ich möchte Euch als Freund behalten! Soll ich mich immer abwenden, wenn wir uns zufällig sehn? Das gefiele mir nicht!’ Sie hatte ihn angesehn – flehend fast. Nein, sie wollte nicht noch mehr Freunde verlieren. D'Kor schon gar nicht – er war ihr immer ein weiser Ratgeber gewesen. Er hatte sich schliesslich von ihr verabschiedet mit den Worten, er wisse nicht, ob er den Kampf gegen sein eignes Blut gewinnen könne. Würde D'Kor sich nun anders benehmen ihr gegenüber – würde er sie meiden? Das würd ihr nicht gefallen – sie hatte es schwer genug in dieser klingonischen Welt – auch wenn es die einzige Welt war, in der sie sich dennoch – trotz aller Kämpfe – wohl fühlte. Sie brauchte Freunde und Ratgeber – nein, alleine war das nicht zu schaffen. Liebe gütige Wölfin – das könnte sie Luka niemals sagen. Chal wiegte den kopf – nein, so entschied sie – das musste sie gar nicht. Sicher wusste Luka das.

Die AhtnaH betrat den grossen Saal und sah sich sogleich den Gästen gegenüber. Du liebe Güte, dachte sie und ging auf ihren parmaqqay zu. Die Tochter der Sa' war auch anwesend. Aufgeregt und strahlend. Chal lächelte lieb ob dieses Anblicks. Le'Kara war ein aufgewecktes Mädchen und Chal hatte sie sehr gern. Immer wenn sie sie in der letzten Zeit gesehn hatte, hatte die junge Kriegerin sich gefreut, dass Chal nun bald Teil des Hauses werden würde. Die kindliche Freude der Le'Kara war ansteckend. Chal lächelte und grüsste sie herzlich. Sie wollte eine Umarmung, aber Le'Kara lehnte mit den Worten ab, das würd' nachgeholt, wenn Chal dann ENDLICH Teil des Hauses sei. Das war nun wieder typisch, dachte Chal grinsend und nickte. Es waren nicht übermässig viele Gäste da. Chal war froh darum. Man unterhielt sich leis vor dem Ritual. Chal hörte auch ablehnende Worte, aber damit hatte sie gerechnet. Natürlich – wie konnte Martuk eine Menschenfrau heiraten?

Chal grinste nur etwas. Die Klingonen waren eben unter sich – ihr besonderer Stolz war eben... nun, besonders. Sicher wussten die Krieger nicht, wie viel und wie gut Chal hören konnte. Sie ging zu dem Krieger hin und sprach ihn an. Sie erklärte ihm kurz, dass sie gehört hatte, dass sie Kriegerin sei und beliess es dann dabei. Dann ging sie zu dem kleinen Sohn von Luka und begrüsste ihn. Der Kleine cho'wI war gewachsen – ein stolzer, neugieriger kleiner Krieger – ganz die Mutter. Irgendwann begann die Zeremonie, und Chal verpasste ihren Einsatz. Sie war einfach abwesend, dachte an gar nichts. Die Anwesenden murmelten überrascht und Chal wachte auf. Sie lief dunkelbronze an und sprach laut ihre Antwort. Sie schämte sich furchtbar. Sowas konnte auch nur ihr passieren.....!

Martuk und sie kreuzten die Batleth's miteinander und dann kam der Angriff. Chal war überrascht, aber es währte nicht lange. Ha – was für eine schöne Überraschung – eine Keilerei! Übers ganze Gesicht grinsend verteidigte sie sich und genoss jeden Augenblick des Kampfes. Selbst Le'Kara machte mit. Chal musste viel einstecken, aber es macht nichts – dies war etwas, was sie mit den Klingonen teilte – dies war etwas, was Spass machte – dies war ein Geschenk für sie – für sie und sicher für ihren loD'nal auch. Sie keilten sich beide – Rücken an Rücken stehend – mit den Gästen und bekamen auch beide genug ab. Und amüsierten sich beide königlich dabei. Irgendwann zerbrachen die angreifenden Krieger ihre Keulen, nachdem sich das Ehepaar tapfer hatte verprügeln lassen und man ging an das Buffet. Chal war zufrieden mit sich und der Welt – alles war wieder in Ordnung, auch wenn sie fast nichts sehn konnte aus ihren zugeschwollenem Gesicht.

Die Welt war im Lot.... 

 

.......TO BE CONTINUED ......................................

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